Madame Frigo

Interview von Beatrice Gut mit Rahel Iten

Es passiert schnell: Mit vollen Einkaufstüten zuhause angekommen die Realisierung, dass der Kühlschrank schon gut gefüllt ist. Die zu viel gekauften Lebensmittel einfach wegzuwerfen, das will Madame Frigo mit öffentlichen Kühlschränken verhindern!

BG: Liebe Rahel, wie ist es gekommen, dass du dich 2020 entschieden hast, den ersten und bis heute einzigen Kühlschrank im Kanton Zug zu initiieren und zu betreuen?

RI: Ich habe mich 2020 für meine Maturaarbeit für das Thema Food Waste entschieden und mich deshalb intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich wollte nicht nur eine theoretische Arbeit schreiben, sondern auch ein praktisches Projekt integrieren. Bei meiner Recherche stiess ich auf Madame Frigo und war sofort begeistert von der Idee, v.a. weil es in der näheren Umgebung noch kein solches Projekt gab und ich mir vorstellen konnte, dass das Projekt sehr konkret gegen Lebensmittelverschwendung helfen könnte. Nach einiger Suche, fragte ich bei der Gemeinde nach einem Standort und sie haben sich bereit erklärt, den Standort, sowie den Strom für eine Test-Periode von 3 Monaten zur Verfügung zu stellen. In dieser Zeit habe ich die Nutzung des Frigos untersucht und nach Abschluss der Maturaarbeit haben wir entschieden, das Projekt weiterzuführen, weil es gut funktionierte. Seit dem steht der Frigo immer noch. 😊 Die Gemeinde hat mich dabei immer tatkräftig mit Rat und Tat unterstützt. 

BG: Was sind für dich die grössten Herausforderungen als Betreiberin des Frigos?

RI: Grundsätzlich gibt es keine grossen Herausforderungen. Was wichtig ist, dass man aktiv bleibt, ich schreibe immer wieder Artikel im Ägeritaler oder poste in den Sozialen Medien, damit der Frigo wirklich in den Köpfen präsent bleibt. Aber das Projekt funktioniert sehr gut und meine Helferinnen machen einen Super Job, weshalb ich gar keinen grossen Aufwand und keine Herausforderungen habe. 

BG: Was hat dich in der Zeit seit dem Start am meisten berührt?

RI: Ich habe viele positive Feedbacks erhalten, auch von Menschen, die sich bedankt haben, weil sie durch den Frigo ihr Budget entlasten können. Das ist nicht das Hauptziel des Frigos, da er für alle offen steht und es v.a. darum geht, dass die Lebensmittel gegessen werden. Aber es hat mich sehr berührt, dass neben dem Retten von Lebensmitteln auch noch Menschen mit finanziellen Einschränkungen, davon profitieren. 

BG: Welche Tipps gibst du jemandem, welcher selber einen Gemeinschaftskühlschrank initiieren und betreuen will?

RI: Einfach fragen, meistens stösst man auf positives Feedback und wenn nicht, ist nichts verloren. 

Geduld haben, es braucht Zeit, bis sich die Menschen an den Frigo gewöhnen und daran denken, dass sie ihn nutzen könnten. 

Nicht entmutigen lassen, wenn der Frigo oft leer steht, das heisst nicht, dass er nicht funktioniert. Oftmals werden die Lebensmittel sehr rasch herausgenommen, wodurch der Frigo leer erscheint. 

Ein Helfer*innen-Team ist wichtig. Bei uns hat jede Helferin einen zuständigen Wochentag, an dem sie den Frigo kontrolliert, so können wir den Aufwand für die einzelnen Helfer*innen möglichst gering halten. 

Vernetzung: Es gibt schon über 100 Frigos in der Schweiz und wenn ein Problem auftaucht, kann der Austausch sehr hilfreich und ermutigend sein.